Cairo/Egypt

multimedia field research

//: notes

In 1988/89 Elisa Rose and Gary Danner obtained a post-graduate grant, so STATION ROSE went on field duty and established a multimedia-investigation-camp in the middle of Cairo; the results of the investigations in this city of 20 million inhabitants were exceptional.

The metropolis in the Third World based on 5000-year old pharaonic culture can be seen as a model of a future form of living, a different reality which is only known from SF-films. Cairo is a large city combining both urban and rural characteristics, where music and dance play an important role within the network of hightech and peasantry. It s an extremely vivid and communicative life, festivals and ceremonies are permanently celebrated in the streets of Cairo, which at the beginning was quite difficult to understand from a European point of view. "During our stay of 8 months we were living as true citizens in Cairo/ Agouza, actively participating in the cultural life of the city. Many of our Egyptian friends were musicians, dancers and actors. We had the opportunity to see all different kinds of TV-productions, shows and life-performances on location, and were also present at some recordings in various studios."

Station Rose

Kunstforum

 Station Rose im Außendienst – „I am not tourist, I am business man“

 Mitten in dieser Science-fiction-Umgebung hat die Station Rose in einem Penthouse mit arabeskem Ambiente und Blick auf den benachbarten Slum ihr Forschungscamp aufgeschlagen. Neun Monate lang erforschen Elisa Rose und Gary Danner mit Sampling Keyboard, Computer, Digitizer & Videokamera Kairo, das Hollywood der arabischen Welt. Der Begriff Medienkünstler wird schon in ersten Gesprächen mit Ägypten ad absurdum geführt. Als Künstler gelten bestenfalls painter, actor & musicman. Mit einem hochtechnisierten Equipment in eine 25-Millionenstruktur wie Kairo einzutauchen und dort konsequent Feldforschung zu betreiben, stößt nicht nur in Europa auf Unverständnis. STR einigt sich daher auf die Universalformel: „I’m not tourist. I am businessman.“

 „Wir können uns wirklich nicht beklagen“, sagen E.R. & G.D., dazu plärrt aus dem billigen Lautsprecher Sudani Music. „Wir halten hier strikt die orientalische Mittagsruhe ein; währenddessen arbeitet unser Unterbewusstes selbstverständlich weiter.“ Täglich außer Freitag beginnen mit dem elektrisch verstärkten Abendgebet des Muezzin die offiziellen Arbeitsstunden des Office der STR.

Forschungsmethode und Ergebnisse

 Ist es richtig, nach Kairo einen Computer mitzunehmen?

 Die Autohupe aus Asyut wird genauso gesampelt wie das Hühnergegacker Downtown Cairo. Samples wie diese sind Grundlage der Basictracks für Studioausnahmen mit ägyptischen Musikern. STR präsentiert diese Songs zusammen mit anderen Cairosamples zum ersten Mal in der „Show“ während der Ars Electronica. The record will be released soon.

 Visuelle Samples – zwischen Wolkenkratzern und Dorfhütten – aus Architektur, Design, TV, Magic und Mode werden vom Office mit Computer, Digitizer und Video festgehalten, digital bearbeitet und archiviert. Die Station Rose in Wien, ein Team von Medienkünstlern und Musikern, wird dieses Material auf der Ars Electronica weiterverwenden (Zelle/Show).

Bei der Feldforschung in Kairo kam die STR zu verblüffenden Ergebnissen. Die auf der 5000 Jahre alten pharaonischen Kultur basierende Großstadt in der dritten Welt kann als Science-fiction-Modell für zukünftige urbane Lebensformen gesehen werden. Cyberpunk, die neueste Richtung der Science-fiction-Literatur, hat hierfür den Begriff SPRAWL geprägt: an die Stelle der Großstadt mit kommerziellem und kulturellem Zentrum tritt das „weit auseinandergezogene, unregelmäßig ausgebreitete Ballungsgebiet“ (William Gibson), das ganz andere, von Ort und Entfernung unabhängige Kommunikationssysteme erfordert und zwangsläufig neue Kulturformen hervorbringen wird.

 Totale Improvisation als Organisationsprinzip beherrscht zunehmend Alltag, Business und Technik, allenfalls strukturiert durch die fünfmal täglich elektrisch verstärkten Gebetsrufe des Muezzins. Improvisation als Arbeitsweise, die den Medienkünstler im bürgerlich institutionalisierten Europa nicht nur gesellschaftlich ins Marginale verweist, wird im nordafrikanischen Raum von allen Berufsgruppen praktiziert.  

  Potenziert werden die Erfahrungen des modernen Forschers im 25-Mio-Einwohner-SF-Dorf Kairo noch durch die 5000 Jahre alte pharaonische Tradition, die die Sf-Ästhetik um den wichtigen mythischen Aspekt vervollständigt. Kairo als vorweggenommene Hyperrealität: Kairo, „Post-New York“, die Schwesterstadt von L.A., wie sie der Dennis Hopper Film „Colours“ zeigt, Cairo-today ist „Bladerunner“ und der „Klapperschlange“ näher als pyramidalen Pharaonenschinken aus dem Hollywood der 50er Jahre, sowie dem Klischee von der Dritten Welt.

 Somit gibt es drei wesentliche Elemente im Science-fiction-Cocktail Ägyptens:

  • Sprawl
  • Pharaonic roots & religion
  • 3. Welt & Improvisation

 Werden eines Tages aus den Metropolen Europas mit ihren merkantilen und kulturellen Zentren riesige Ballungsgebiete, amorphe Massen dörflicher Subsysteme? Diese Frage kann STR nicht zweifelsfrei beantworten. Sicher ist, dass diese Erkenntnisse der STR nur durch konsequente mediale und telematische Feldforschung möglich wurden, bei Verwendung neuer Arbeitsmethoden, mit High- und Lowtech Equipment.