STATION ROSE live@home 4 vinyl

STATION ROSE  gun09

Linernotes

ZEIT, SOUND, REPETITION

a)    Dieser Sound referiert auf keine Realien, er bildet nichts ab und spiegelt nichts; er konstruiert vielmehr Wirklichkeit und Welt: in dem Sinne, dass der zwischen abruptem Anfang und ebensolchem Ende dann aber unablässige Fluss von Varietät und Redundanz, von Differenz und Wiederholung, Bewusstseinszustände auszulösen vermag, die ihrerseits wiederum alternative Wahrnehmungen/Kommunikationen triggern können: Der Klang als Katalysator für die Realwelt transzendierende Kognition?
b)    Wenn Klick...Klick...Klick gemäß Heinz von Foersters Prinzip der undifferenzierten Codierung das Vokabular der Nervensprache ist (und laut Achim Szepanski auch der Code aktueller Medienmusik), dann ist der pure technoide Rhythmus, das Bumm...Bumm...Bumm immer noch der archaische Schlüssel zum Un(ter)bewussten.
c)    Der noise im Sinne des Kommunikationsmodells von Shannon/Weaver wird hier nicht zum unerwünschten Störgeräusch degradiert, sondern zum konstitutiven Element stilisiert. Genesis P-Orridge hat einmal in einem Interview gesagt: Es ist nicht der Sound, es ist das Hintergrundgeräusch, das zählt. Können Sie es hören, wenn Sie diese Tracks hören?
d)    Man mag das minimal oder abstract techno nennen, auf jeden Fall ist es dreckig und puristisch, unvermittelt und medialisiert, simpel und komplex. Einigen wir uns auf non-dualistischen Sound, weshalb ein Titel wie „So Far“ immer nur in Dialektik zum „From Now On“ (im Sinne des Epistemologen Josef Mitterer) zu denken ist: „From Now On“ ist „So Far“ transkribiert um den nächsten Moment in der Zeit, das ist die Lektion von Techno. Nicht nur Medienmusik, sondern auch und vor allem Zeitmusik ist auf dieser Scheibe zu hören.
e)    Ein „Nature is Cool“ sollte da nicht missverstanden werden: Keine neoromantische Verklärung von Natur und schon gar kein Flirten mit dem aktuellen naturalistischen Bio-Hype, sondern: Natur im Kopf, also erneut: kein Bild von Welt, sondern ein Bild für Welt.
f)    „Repetition in the music and we never gonna lose it.“ (Mark E. Smith, „The Fall“) So Far und From Now On Basiskonsens zeitmusikalischen Schaffens.
g)    Und jetzt darf getanzt werden!

Dr. Stefan Weber, Medienepistemologe

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"So Far" drives forward with a straight beat, which is interrupted three times by the breathy female vocals of Elisa Rose. But the beat turns out to be subtly arranged on closer listening, because here the sustained bass drum & hihat as well as the modulated analog synth are rhythmically supported by a bizarre sample: the cut reverberation space of a snare was screwed up beyond recognition with time stretch and pitch shift, until as a sample he was able to intensify the drive of "So Far". Danceable!

"WYSIWYG" (= what you see is what you get) digs like a snowplow through a wall of clicks, syncopated delay cascades and looped synth loops. To increase the tension, cymbals set in in the middle of the piece, and with a pulsating bassline the composition hits the home straight. The mood of this track is not dissimilar to "Dave", Station Rose's techno classic from 1992. We're clearing the way!

"Nature Is Cool" revolves around a synth theme that was sampled by Gary Danner from an original composition from the 80s. The rather gloomy mood of the chopped up drum loop and the random-triggered, subharmonic bass is condensed into a booming sound cluster, with which "live @home 4" ends.